Geschichte

ROTTENBUCH VON DER GRÜNDUNG BIS 1803

Die  (uns bisher bekannte)  erste urkundliche Erwähnung – die Gründungsurkunde Rottenbuchs – datiert vom 27. Dezember 1073. Es gilt aber als gesichert, dass bereits um 950 in der Zelle Raitenbuech einige Einsiedler in einem klosterähnlichem Verbund zusammen lebten. Dieser Cella und der damit verbundenen Marienkirche schenken Herzog Welf I. von Baiern und seine Frau Judith ihren Besitz  Bebingoe mit Häusern, Wiesen, Wäldern und Einkünften  und 31 weitere Anwesen am linken Ufer der Ammer ganz nahe bei Raitenbuech.

Diese Schenkungen wurden zur wirtschaftlichen Grundlage für das Zusammenleben der Rottenbucher   Kleriker, die mit der damaligen Kirchenreform ernst machen wollten. Für die geistliche Ausrichtung dieser Gemeinschaft wurde Bischof Altmann aus Passau richtungsweisend. Er führt für Rottenbuch die „Regel" des Heiligen Augustinus ein und entsendet die ersten Chorherren vom Stift Nikola bei Passau in das neue Kloster Rottenbuch. Bereits 1085 beginnen die Chorherren mit dem Bau der romanischen Klosterkirche. Am 6. März 1090 verleiht  Papst Urban II. mit Gewährung der Libertas Romana ein Privileg; er erwählt das Augustiner-Chorherrenstift zum päpstlichen Eigenkloster und stellt es unter seinen Schutz. Rottenbuch wird durch seine Vorbildfunktion  das Zentrum der Kanonikerreform in Bayern  und Pflanzstätte des neuen Ordens; es  besiedelt in kurzer Zeit mehrere andere Stifte in Bayern und darüber hinaus.

Am 28. Januar 1092 wird die Libertas Romana  für Rottenbuch nochmals bestätigt, als Zeichen der  Wertschätzung des Papstes , auch als Dank dafür, dass das Kloster seit 1075 päpstlicher Stützpunkt im Investiturstreit ist und für papsttreue Bischöfe und Kleriker zu einer Zufluchtsstätte wurde. Auch Bischof Otto von Freising erkennt die vorbildliche Haltung Rottenbuchs an und ernennt 1140 den Propst von Rottenbuch  zum Archidiakon für den Ammergau und das Werdenfels; der Archidiakonat ging auch auf  alle nachfolgenden Pröpste bis 1803 über. Welf II. schenkt 1110 seinen Besitz in der Flur Wiltsteyg dem Chorherrenstift. Alle gestifteten  Güter bleiben bis zur Säkularisation im Eigentum des Stiftes und bilden mit den Ortschaften Böbing, Wildsteig und Rottenbuch die Hofmark Rottenbuch.

Das Augustinerchorherrenstift wurde für Jahrhunderte ein reges Kultur- und Seelsorgezentrum im oberbayerischen Voralpenland. Neben der Stiftspfarrei der Hofmark betreuen Rottenbucher Chorherren als Pfarrer unter anderem auch Bayersoien und Kohlgrub, Ober – und Unterammergau. Besitzungen in fruchtbareren Gegenden, wo auch Acker- und Weinbau möglich waren, wurden erworben oder als Schenkung dem Kloster übereignet. Zwischen dem Kloster als Grundherrn und den Pächtern, Handwerkern und Angestellten im Dienst des Klosters, den Eigenleuten entwickelte sich über Jahrhunderte hinweg eine Lebens- und Schicksalsgemeinschaft.

Dieses Zusammenleben war nicht immer spannungsfrei. Die Neuvergabe bzw. Bestätigung der Güter, die Regelung der Abgaben, die Schararbeit, die Verpachtungsmodalitäten  und die Einhaltung gegenseitiger Rechte und Pflichten führte immer wieder zu kontroversen Ansichten und zu Auseinandersetzungen, die aber meist in gutem Einvernehmen, manchmal auch  gerichtlich,  geklärt werden konnten. Zumindest waren die Bauern der Hofmark mit ihrem Grundherrn soweit zufrieden, dass sie sich beim  schwäbischen Bauernaufstand nicht gegen das Kloster stellten, weil die Beschwerden der Zwölf Artikel  der schwäbischen Bauern die Hofmarksuntertanen kaum tangierten. Im Gegenteil: sie stellten sich in mutiger Treue vor das Kloster und den Landesherren. Schon  ab dem sechzehnten Jahrhundert kam es zu einem jährlichen Treffen von Propst, Konvent, Richter und Bauernschaft bei dem - ähnlich einer Bürgerversammlung - alle anstehenden Probleme offen angesprochen und erörtert wurden.

Die wirtschaftliche Entwicklung erfuhr im Spätmittelalter durch zwei große Brandkatastrophen die das Stift in Schutt und Asche legten einen Rückschlag, der zu existenziellen Bedrohung für das Stift wurde. Ein Niedergang der inneren Verfassung des Konventes bracht den Gemeinschaftsgeist zum Erliegen. Unter schwierigen Bedingungen wird jedoch ein geistiger Neuanfang möglich. Das unterstützende Eingreifen von  Kaiser Ludwig dem Bayern rettet das Stift aus der wirtschaftlichen Not. Zu Beginn des fünfzehnten Jahrhunderts brachen neue Unruhen über das Kloster herein: 1400 Tiroler Bauern fielen brandschatzend  in der Hofmark ein und nachdem 1417 der Turm des Münsters einstürzte, schien Rottenbuchs Ende gekommen!

Mit Propst Georg wurde ein weitsichtiger und kluger Mann an die Spitze des Klosters gewählt, dem es gelang einen geistigen Neuanfang und wirtschaftlichen Aufschwung zu bewältigen. Der Turm wurde neu errichtet, Prälatur und Maierhof gebaut und die romanische Kirche wird im gotischen Stil umgestaltet. Es beginnt die Wallfahrt auf den Hohenpeißenberg, die ab 1604 ganz vom Kloster betreut wird. Der Personalstand des Stiftes hat sich so gut entwickelt, dass am Ende des 16. Jahrhunderts das Augustiner-Chorherrenstift Rottenbuch zu den größten bayerischen Klöstern zählt. Während des  dreißigjährigen Krieges wurde das Kloster und die Hofmark mehrmals überfallen, geplündert und in Brand gesetzt. Zwischen 1633 und 1635 wütet die Pest in der Hofmark und sehr viele Menschen fallen ihr zum Opfer und werden hinweggerafft. In den nächsten Jahrzehnten führt die Behebung der Schäden, welche  Krieg, Plünderung und Seuchen  angerichtet hatten,  zu einer Wiederherstellung der äußeren, aber die Beachtung mustergültigen Ordenslebens auch zu einer erneuerten inneren Ordnung. Die Wirren und Auseinandersetzungen des spanischen Erbfolgekrieges bedeuten für das Stift und die Hofmarksleute innerhalb eines Jahres drei erneute Plünderungen durch feindliche Soldaten.

Das Stift erholt sich jedoch sehr rasch und es folgt eine grandiose  Blütezeit. In die  Stiftskirche ziehen in einem Zeitraum von knapp 10 Jahren Barock und Rokoko ein und 1750 bis 1770 wird das ganze Stift aufwendig, jedoch ohne Protz neu errichtet.Mitte des achtzehnten Jahrhunderts wurde die Gnadenkapelle auf dem Hohenpeißenberg und Ende des Jahrhunderts die Wildsteiger und die Böbinger Kirchen grundlegend erneuert.

Das neunzehnte Jahrhundert beginnt mit einem Überfall von 4000 französischen Soldaten und einer neunmonatigen Besatzung. Am 21. März 1803 wird den Konventualen des Augustiner-Chorherrenstiftes Rottenbuch mitgeteilt, dass das Kloster zum 1. April des Jahres aufgehoben ist. Durch die Umsetzung des Reichsdeputationshauptschlußes wurde das Stift im 730. Jahr seit seiner Gründung säkularisiert. Die Klosteranlage, die Pfarrkirche St. Ulrich, Kapellen und Nebengebäude wurden auf Abbruch verkauft und versteigert, der gesamte Klosterbesitz, einschließlich aller Bücher der weltberühmten Klosterbibliothek, wurde in die Residenz nach München gebracht, oder verkauft und versteigert.

Rottenbuch das mit weitem Abstand bestgeführte Kloster Bayerns verfiel innerhalb kürzester Zeit in die Unbedeutendheit.

 

ROTTENBUCH NACH DER SÄKULARISATION

Die Säkularisierung des Augustiner-Chorherrenstiftes bedeutete nicht nur für die Chorherren, die ( fast alle ) Rottenbuch verlassen mussten, sondern auch für die Hofmarksleute, die Grunduntertanen, die Handwerker und Angestellten des Klosters das wirtschaftliche Aus. Die Säkularisation zerstörte ein gewachsenes Gemeinwesen, das dem einzelnen wirtschaftliches Wohlergehen und Förderung, soziale Absicherung, medizinische Versorgung und kostenlose Bildungschancen ermöglicht hatte. Mit der Auflösung des Augustiner-Chorherrenstiftes wurde das religiöse, kulturelle, schulische und wirtschaftliche Zentrum der Hofmark Rottenbuch ausgelöscht.  Den Arbeitgeber für weit über 100 Arbeiter und Angestellte in der Landwirtschaft, im Gewerbe, Handwerk, Verwaltung und Dienstleistung gab es nicht mehr, wobei jedoch der abgesetzte Propst alles ihm mögliche unternahm, um den brotlos gewordenen Angestellten und Bediensteten helfend zur Seite zu stehen. Den Grunduntertanen bot sich nach vier Jahren Unsicherheit endlich die Möglichkeit gegen eine pauschalierte Geldzahlung an den bayerischen Staat – Rechtsnachfolger des Stiftes -   das Eigentumsrecht an ihren Höfen zu erwerben. Die inneren und äußeren Spuren , die Klöster und Stifte in Bayern hinterlassen haben, ermöglichten jedoch auch, dass auf dem Boden von Säkularisation und Mediatisierung der moderne bayerische Staat entstehen konnte. Aus der Hofmark des Stiftes bildeten sich die drei politischen Gemeinden Böbing, Wildsteig und Rottenbuch. Auf dem hinterlassenen Erbe der Augustinerchorherren konnte auch  die Gemeinde Rottenbuch entstehen.

 

DIE NEUE GEMEINDE ROTTENBUCH

Ein erstes Gemeindeedikt von 1808 das Bayern in neue Steuerdistrikte einteilte und mit einem weiteren Edikt vom 17. Mai 1818 wurden die Grundlagen zur Selbstverwaltung der bayerischen Gemeinden gelegt. Ein Gemeindeausschuss bestand aus dem Gemeindevorsteher , einem Gemeindepfleger, sowie 3 Gemeindebevollmächtigten. Jede Ruralgemeinde, so auch Rottenbuch, erhielt nun statt eines Obmannes einen Gemeindevorsteher – ab 1818 gewählt! - und ab 1876 einen Bürgermeister.

Mit den verheerenden wirtschaftlichen Folgen der Säkularisation vom 1. April 1803 kam es zunächst auch zu einem Rückgang der Einwohnerzahl in den Gemeinden der ehemaligen Hofmark. Menschen, die keinen Broterwerb mehr fanden, mussten wegziehen, die Erträge in der Landwirtschaft waren gering und der Großteil der landwirtschaftlichen Flächen bestand aus Streuwiesen und gemeinschaftlichen Viehweiden. Es dauerte 50 Jahre bis die Aufteilung der Viehweiden an die einzelnen Bauern abgeschlossen werden konnte. Dank der Großzügigkeit des letzten Propstes der Augustinerchorherren Herkulan Schwaiger verfügte die Gemeinde über ein eigenes Schulgebäude und konnte dort die Kinder unterrichten lassen. Aber es dauerte bis in die 60er und 70er Jahre des 20. Jahrhunderts dass ein ähnlich umfassendes Netz an Bildungsmöglichkeiten und an Schulen in Bayern wieder erreicht wurde, wie vor dem Jahr 1803.

So hatten auch die Kinder der Hofmark schon seit dem 16. Jahrhundert kostenlosen Unterricht erhalten und das Kloster hat alles unternommen, dass in der Hofmark jedes Kind lesen, schreiben und rechnen konnte. Begabte Buben erhielten die Möglichkeit ins Seminar über zu wechseln. Auch dort wurden alle Kosten vom Stift getragen. 1822 wurde Rottenbuch Sitz des königlichen Forstamtes und ab 1851 war eine Postexpedition eingerichtet. Am 19. April 1871 wurde vom königlichen Staatsministerium die Schreibweise Rottenbuch als Ortsnamen verbindlich festgelegt. 1888 verzeichnete Rottenbuch erstmals mehr als 800 Einwohner und 1919 zählte man erstmals mehr als 1000 Einwohner in der Gemeinde. Rottenbuch entwickelte sich während des 19. Jahrhunderts zu einem soliden eigenständigem Gemeinwesen. Die ersten Vereine werden gegründet und heute sind mehr als 25 Vereine bemüht das kulturelle und gesellschaftliche Leben in Rottenbuch zu fördern und zu pflegen.

Im Krieg gegen Frankreich 1870/71 mussten vier Gemeindebürger ihr Leben lassen; der erste Weltkrieg 1914/18 forderte das Leben von 39 Söhnen der Gemeinde und brachte Schmerz und Trauer in viele Familien Rottenbuchs. Pfarrer Johann Krauß gründet 1916 ein Kinderheim, das bis 1931 bestand und für teilweise bis zu 100 Kinder gleichzeitig zu einer neuen Heimat wurde. Am 18.11.1921 brannte in Rottenbuch erstmals elektrisches Licht und seit 1925 gab es auch eine erste Benzintankstelle. Am 30. April 1927 stellte der Trachtenverein erstmals einen Maibaum auf. Der zweite wurde am 1. Mai 1933 errichtet. In der Brauerei, die 1803 vom Saat veräußert wurde, wird am 17.12.1928 das letzte Bier gesotten. Im Herbst desselben Jahres beginnen die Arbeiten zum Bau der Echelsbacher- brücke, die dann am 4. Januar 1930 für den Verkehr freigegeben werden konnte. Die Echelsbacherbrücke, die am weitest- gespannte Melanbogenbrücke der Welt, gilt als baugeschichtliches Denkmal des 20. Jahrhunderts. Mit dem Einmarsch der amerikanischen Streitkräfte am 29. April 1945 in Rottenbuch endete für die Gemeinde die Zeit des sogenannten dritten Reiches und damit auch der zweite Weltkrieg. 76 Rottenbucher Männer sind im zweiten Weltkrieg gefallen und/oder vermisst. Kaum eine Familie in der Gemeinde die nicht direkt von den Schrecken des Krieges getroffen wurde und den Verlust eines Familienmitgliedes zu beklagen hatte.

ROTTENBUCH NACH DEM II. WELTKRIEG

Nachdem die Einwohnerzahl der Gemeinde in den Kriegsjahren nur mehr 800 betrug, brachte das Ende des zweiten Weltkrieges einen plötzlichen Anstieg auf 1270 Einwohner im Jahre 1946. Es galt den vielen Evakuierten, Heimatvertriebenen und durch den Krieg heimatlos gewordenen Menschen auch in Rottenbuch nicht nur einen neuen Aufenthaltsort, sondern eine neue Heimat zu geben. Neben Gemeinde und Pfarrei haben auch die Vereine entscheidend dazu beigetragen, dass die Neubürger sich schnell eingewöhnen und wohlfühlen konnten. Rottenbuch wurde vom Bauboom erfasst; in den ersten 25 Jahren nach dem zweiten Weltkrieg wurden 115 Häuser neu gebaut, viele ältere Häuser erweitert, saniert und modernisiert. Auch in der Landwirtschaft kam es zu Veränderungen; während kleinere Betriebe aufgegeben werden mussten, andere ihre Landwirtschaft nur noch im Nebenerwerb betreiben konnten,wurden die Höfe, welche weiterhin bewirtschaftet wurden, erneuert, und ständig mehr mechanisiert und technisiert.

Die Gemeinde konnte endlich nach den langen Jahren des Weltkrieges und den entbehrungsreichen Nachkriegsjahren beginnen die Infrastruktur des Ortes zu erneuern und zu verbessern. Die Trinkwasserversorgung wurde mit Tiefbrunnen, Hochbehälter, Pumpstation und neu gelegten Leitungen den gewachsenen Anforderungen angepasst, zusätzlich wurde ein Abwasserkanal mit einer mechanischen Kläranlage gebaut. Die Müllabfuhr wurde eingeführt, die Orts – und Verbindungsstraßen wurden ausgebaut und geteert, das Stromnetz erneuert, der telefonische Selbstwähldienst eingeführt und eine Nahverkehrsverbindung nach Schongau und Garmisch-Partenkirchen eingerichtet, nachdem schon zwischen den Weltkriegen die Verbindung nach Füssen und Weilheim eröffnet wurde.


Bis 1876 wurden die Rottenbucher Schulkinder bis zur siebten Klasse in nur einem Klasszimmer unterrichtet, bis zum zweiten Weltkrieg reichte ein weiterer Klassenraum, nach 1948 wurde die Schule um einen dritten und vierten Unterrichtsraum, sowie durch Ausbau des Dachgeschosses um einen Turnsaal erweitert. So konnten die Kinder bis 1969 achtklassig in Rottenbuch unterrichtet werden. Heute ist im Ort noch die Grundschule untergebracht; die weiterführenden Schulen befinden sich in Peiting und in Schongau. 1950 erwarben die Don-Bosco Schwestern das Schloss; damit begann erneut klösterliches Leben in Rottenbuch. 1955 starteten die Schwestern mit dem Unterricht im Seminar für Kindergärtnerinnen und zu Beginn des Jahres 1956 eröffneten sie einen Kindergarten für die jüngsten Gemeindemitglieder. 1957 wurde dem Seminar ein Internat angefügt. 1959 kauften die Schwestern das ehemalige Bräuhaus und bauten dies bis 1963 zum Heim Maria Auxilium aus. Hier befindet sich eine Fachakademie für Sozialpädagogik, eine Berufsfachschule für Kinderpflege mit Internat und eine integrative Förderschule zur individuellen Lebensbewältigung für körperlich und geistig Behinderte mit angeschlossenem Wohnheim. 2010 sind diese segensreichen Einrichtungen in die Trägerschaft der Regens Wagner Stiftung übergegangen. Das Heim Maria Auxilium ist der größte Arbeitgeber in der Gemeinde. 1970 erwirbt die Gemeinde ein Grundstück auf dem durch große Gemeinschaftsleistung der Bevölkerung die Gemeindehalle erbaut wird. Neben dem Feuerwehrhaus entsteht dort auch ein Saal /Turnhalle, ein Gastronomiebetrieb und ein Schützenraum. Rechtzeitig zur 900-Jahrfeier der Gemeinde Rottenbuch , die mit Festwochen groß gefeiert wurde, konnte dann die Gemeindehalle 1974 eingeweiht werden. In den folgenden Jahren wurde das Gebäude erweitert und 1993 baute sich die Musikkapelle Rottenbuch dort einen Probenraum.

Seit 1957 verfügt die Gemeinde Rottenbuch über ein eigenes Wappen, das eine bewurzelte rote Buche mit sieben Blättern auf silbernen Grund darstellt. Damit wurde das seit 1433 unveränderte Stiftswappen übernommen. Dem wachsenden Tourismus der Nachkriegszeit wurde mit Gründung eines Verkehrsvereins Rechnung getragen. Rottenbuch wurde Mitglied bei der Ferienroute Romantische Straße und beim Fremdenverkehrsverband Pfaffenwinkel. 1972 wurde an die Gemeinde Rottenbuch das Prädikat Erholungsort verliehen. Heute verbringen in den gewerblichen Beherbergungsbetrieben,in Privatzimmern in Ferienwohnungen, auf dem Campingplatz und auf Bauerhöfen jährlich mehr als 4000 Gäste ihre Ferien mit über 20000 Übernachtungen in Rottenbuch.

 

ROTTENBUCH NACH DER GEBIETSREFORM

Im Zuge der Umsetzung der bayerischen Gemeindegebietsreform wurde zum 1.1.1978 die bis dahin selbstständige Gemeinde Schönberg nach Rottenbuch eingemeindet. Schönberg war bis zur Säkularisation eine der Rottschaften der Klosterhofmark Rottenbuch, wobei das Nebeneinander von Rottenbucher und Ettaler Klosterbesitz auf dem Schönberg zu oftmals komplizierten Besitz- und Rechtsverhältnissen führte. Nach 1803 wurde Schönberg eine eigene Gemeinde. Der Gemeindeteil Schönberg bewahrt sich aber durch die große Zusammengehörigkeit seiner Bewohner , durch seine Vereine und seine eigene Kirche ein größt-mögliches Maß an Selbstständigkeit innerhalb der Gemeinde Rottenbuch.

Während der letzten 20 Jahre wurde Rottenbuch konsequent als moderne Gemeinde, in der sich Einheimische wie Gäste wohlfühlen können, weiterentwickelt. 1990 wurde eine neue, den Anforderungen an einen bewussten Umgang mit der Umwelt entsprechende Kläranlage in Rottenbuch errichtet und auch der Gemeindeteil Schönberg erhielt im Jahre 2005 eine fortschrittliche, umweltfreundliche Pflanzenkläranlage und zur weiteren Verbesserung der Infrastruktur ein neues Wasserhaus. Nachdem die Gemeinde 1990 in das Programm Städtebauförderung Aufnahme fand konnte ab 1996 in einem ersten Bauabschnitt die Ortskernsanierung im Klosterhof begonnen und der historische Klosterhof neu gestaltet werden.

Mit der Totalrenovierung und Sanierung der ehemaligen Zimmerhütte bzw. des Pfarrhofstadels wurde das nördliche Abschlussgebäude der Klosteranlage erhalten und einer neuen Nutzung zugeführt. Es entstanden hier repräsentative und zweckmäßige Räume für ein neues Rathaus und im Anschluss konnte das bisherige Rathaus der Grundschule hinzugefügt werden, so dass das Schulgebäude wesentlich erweitert werden konnte. Unter Beibehaltung der historischen Substanz werden jetzt in neuen, schönen und zeitgemäßen Unterrichtsräumen die Rottenbucher Kinder unterrichtet. Finanzielle Zuschüsse der Gemeinde und Eigenleistungen von Schützenverein und TSV ermöglichten im Süden des Ortskerns den Neubau von zwei Fußballplätzen, Stockbahnen, Tennisplätzen und Schulsportanlagen, sowie auch eines großen Vereinsheimes mit Schieß-sportanlagen, sanitären Einrichtungen und einer Kletterwand.

 

DIE GEMEINDE ROTTENBUCH HEUTE

Rottenbuch ist heute eine fortschrittliche Gemeinde im Landkreis Weilheim- Schongau, in Oberbayern, im Herzen des Pfaffenwinkels.

Seit 1978 ist Rottenbuch Sitz der Verwaltungsgemeinschaft mit der Gemeinde Böbing. Auf einer Fläche von 31,5 km², eingebettet in die abwechslungsreiche Moränenhügellandschaft des Voralpengebietes, leben in 26 Ortsteilen 1.800 Bürgerinnen und Bürger. Der Ortskern liegt 763 m über NN. Mehr als 100 km gemeindeeigene Straßen verbinden das Gemeindegebiet, das sich sowohl von Ost nach West , wie von Nord nach Süd jeweils 8 km ausdehnt. Über 80 landwirtschaftliche Anwesen, 60 Gewerbe- und Handwerksbetriebe mit Arbeitsplätzen für Einheimische, sowie die Einkünfte aus einem sanften Tourismus bilden im Ort selbst, neben Arbeitsstellen in der näheren und weiteren Umgebung die Grundlage für das wirtschaftliche Wohlergehen der Bevölkerung.

Die Versorgung der Bürger mit Produkten für den täglichen Bedarf decken mehrere Betriebe ab; zwei Banken und eine Postagentur bieten neben anderen Dienstleistern ihren Service an. Gaststätten und ein Café bieten ein gastronomisches Angebot für Einheimische und Gäste. Die medizinische Grundversorgung ist mit Allgemeinärzten, Zahnarzt, Heilpraktikern und einer Apotheke für den Mensch, sowie einem Tierarzt für das Vieh sehr gut gewährleistet. Verkehrstechnisch ist Rottenbuch mit der Staatsstraße 2058 und der Bundesstraße B23 gut an das nationale Verkehrsnetz angeschlossen. Für den Erholung suchenden Radfahrer und Wanderer stehen viele Wanderrouten und Fahrradwege zur Verfügung. Ammer-Amper Radweg, König-Ludwig-Weg, Meditationsweg Ammergauer Alpen und Jakobsweg führen durch Rottenbucher Flur. Seit einigen Jahren ist mit dem Pfaffenwinkler Milchweg die Gemeinde um eine touristische Attraktion für Ortsansässige und Fremde reicher geworden. Über die ehemalige Klosteranlage, die vor mehr als 200 Jahren im Zuge der Säkularisation größtenteils zerstört wurde, informiert der Klosterrundweg.

Tradition und Brauchtum werden in Rottenbuch großgeschrieben und kommen bei vielen Gelegenheiten im weltlichen Jahreslauf und bei den Festen im Kirchenjahr als gelebtes Erbe zur Geltung. Die kirchlichen Prozessionen mit Musikkapelle und Fahnenabordnungen an Fronleichnam, beim Patrozinium, bei Vereinsjubiläen und Fahnenweihen, der Leonhardiritt mit bis zu 170 Reitern, das Maibaumaufstellen, die Konzerte der Musikkapelle und Auftritte anderer Musikgruppen, die Veranstaltungen und Feste der Vereine, das Faschingstheater der Landjugend: dies alles ist Ausdruck dieser Tradition. Ein Großereignis ist der alljährlich am ersten Freitag im September stattfindende Fohlenmarkt, dem größten Kaltblut-Fohlenmarkt (mindestens) in Deutschland.

Die Menschen sind sich der historischen Vergangenheit Rottenbuchs bewusst und wissen, dass die schon fast tausendjährige Geschichte zum Fundament der heutigen Zeit aufgeschichtet wurde. Auch die Jugendarbeit der Vereine, die sportlichen Angebote für jung und alt, daneben auch die geselligen und kulturellen Veranstaltungen der Vereine für alle Gesellschaftsgruppen, tragen dazu bei, dass Rottenbuch für seine Bürger eine lebens- und liebenswerte Gemeinde ist. So ist Rottenbuch gut ausgestattet, um auch in der Zukunft den Menschen, die diesen Ort beleben, eine wirkliche Heimat zu sein, in der sie sich wohlfühlen und gerne zuhause sind.

© Albrecht Bögle, Rottenbuch 2010

Literatur:
Jakob Mois hat sein Leben lang die Geschichte Rottenbuchs erforscht – vgl. dazu die Bibliografie der Schriften von Jakob Mois in:
- Jakob Mois, Kleine Schriften, Hrsg. von Albrecht Bögle und Lorenz Obermaier, Rottenbuch 2007, S. 543 ff.
- Albert Köbele, Chronik Rottenbuchs 1803 – 1945, Ms.
- Albrecht Bögle, Klosterrundweg, Ms. 2003